Salomon Idler und der missglückte Flugversuch
Salomon Idler wurde am 11. Februar 1610 in Cannstatt geboren und zog als Schuster nach Augsburg. Erst als er seine Frau Justine Burkhartin im Jahr 1635 (also mitten im Dreißigjährigen Krieg) heiratete, erhielt er das Bürgerrecht der Reichsstadt Augsburg. Seine Frau war eine Schusterwitwe und so konnte Idler die Werkstatt ihres verstorbenen Mannes weiterführen.
Nach dem Tod seiner Frau heiratete Idler nur wenige Jahre später ein zweites Mal. Mit seiner zweiten Ehefrau lebte er in der Jakobervorstadt. Vermutlich im Sommer des Jahres 1659 unternahm der Pionier seinen ersten und auch einzigen Flugversuch. Nachdem ihm davon abgeraten wurde, vom Perlachturm zu springen, stellte er sich auf ein Dach im Rahmgarten. Er trug dabei riesige Vogelschwingen, die er aus gefärbten Federn und Eisenbeschlägen selbst gebaut hatte. Doch sein Flugversuch endete tödlich. Er landete unsanft auf einem Verschlag, in dem sich mehrere Hühner befanden. Vier von den Hennen wurden erschlagen und Idler wurde zum Gespött der Leute.
Denn als er 1665 darum bat, mit seiner Laienspielgruppe in Augsburg aufzutreten, diskreditierten ihn die Augsburger „Meistersinger“. Für sie war Idlers Laienspielgruppe eine ganz miserable Truppe, die es nicht wert war, in Augsburg auftreten zu dürfen. Sie taten ihn deshalb vor dem Hohen Rat der Reichsstadt Augsburg als Spinner ab, der sich eingebildet hatte, fliegen zu können.
Im Jahr 1669 starb Idler laut Steuerbucheintrag im Spital.
Doch sein erster Flugversuch bleibt unvergessen. 1970 wurde eine Gedenktafel im Rahmgartengässchen angebracht. Zwei Jahre später wurde eine Straße im Univiertel nach ihm benannt.
Und im Jahr 2010 brachte man an seinem Geburtshaus in Cannstatt ebenfalls eine Gedenktafel an.
Baron von Lütgendorf und der Ballon, der nicht abheben wollte
Joseph Karl Maximilian Freiherr von Lütgendorf hatte sich in den Kopf gesetzt, der erste Deutsche am Himmel zu sein. Geboren wurde er 1750 in Rom. Nachdem er zum Soldaten ausgebildet wurde, schlug er eine Karriere als Regierungsbeamter ein. 1783 erfuhr er von den Gebrüdern Montgolfier. Da er selbst sehr technikbegeistert und erfinderisch war, war er sofort von der Idee fasziniert, durch die Luft zu reisen.
Im Jahr 1786 (also drei Jahre nach dem ersten französischen Ballon) begann Lütgendorf seine Planungen. Sein Vorbild war der erste französische Berufspilot Jean-Pierre Blanchard, der seinen Ballon in ganz Europa vorführte. Nachdem er einflussreiche Gönner gefunden hatte, wurde sein Antrag zum Bau eines Gasballons am 11. Februar genehmigt. Lütgendorf wählte Augsburg, weil hier begabte Handwerker ansässig waren und er außerdem genug zahlendes Publikum für seine Flugshow fand. Aus weißem und rotem französischem Taffet (Gewebe aus Seide) wurde die Ballonhülle vom Schneider Hunger genäht. Der Ballon sollte 550 Kubikmeter Wasserstoff fassen und bis zu 600 Kilogramm tragen können. Die Gondel wurde von Lütgendorf selbst prächtig gestaltet und prunkvoll verziert. Außerdem brachte er Ruder an, um bei der Landung besser manövrieren zu können. Ein Netz und eine Glocke am Ventil sorgten für zusätzliche Sicherheit.
Lütgendorf legte einen Starttermin fest und begann mit dem Kartenvorverkauf. Sogar ein eigenes Amphitheater wurde gebaut, um den Start zu einem Massenspektakel werden zu lassen.
Im Frühjahr 1786 ließ Lütgendorf einen Testballon starten. Der eigentliche Starttermin konnte allerdings nicht eingehalten werden. Immer wieder kam es zu Verschiebungen. Am 24. August sollte der Ballon dann endlich in die Luft gehen. Es kamen 100000 Menschen, doch das Wetter machte Lütgendorf einen Strich durch die Rechnung. Wieder wurde der Starttermin verschoben, doch der Ballon konnte aufgrund diverser Umstände (mal war das Wetter nicht passend, mal versagten seine Mitarbeiter) nicht abheben. Deshalb wurde der Ballon von den Menschen auf den Namen „Erdlieb“ getauft, da er die Erde wohl nicht verlassen wollte. Lütgendorf wurde aus Augsburg vertrieben.
Doch er unternahm noch einen weiteren, letzten Versuch – dieses Mal im nur wenige Kilometer entfernten Gersthofen, um den Gasballon endlich starten zu lassen. Doch – wie sollte es anders sein – der Versuch scheiterte. Unwetter und Wind zerstörten schließlich die Ballonhülle und Lütgendorf war am Boden zerstört.
Er kehrte Deutschland den Rücken zu und ging nach England, wo er endlich zu Reichtum und Ansehen kam.
Jedoch sollte Lütgendorf ein Pechvogel bleiben. Bei einem Schiffsunglück verlor er alles und starb 1829 völlig mittellos.
Dennoch legte er den Grundstein für die Ballon- und Luftschifffahrt in Augsburg.
Pater Ulrich Schiegg und der erste unbemannte Ballon
Pater Ulrich Schiegg lebte von 1752 bis 1810. Ihm gelang der erste Aufstieg einer unbemannten „aerostatischen Maschine“ (die Bezeichnung Ballon wurde damals noch nicht verwendet) in Deutschland.
Nachdem er bereits mehrere, erfolgreiche Versuche unternommen hatte, stieg seine Papierkugel am 22. Januar 1784 im Allgäu in den Himmel und konnte sich dort 45 Minuten lang halten. Dieses Ereignis veranlasste die „Augspurgische Ordinari Postzeitung“ sogar dazu, ein Extrablatt beizulegen.
Pater Ulrich Schiegg ist deshalb der Begründer der deutschen Ballonfahrt.
Gebrüder Bader und das kleine Glück vom Geld
Nur einen Monat nach Schieggs erstem Flug machten die Gebrüder Bader von sich reden. Vermutlich hatten sie dem Pater sogar geholfen, die Papierhüllen für seine Versuche zu bauen und genau zugeschaut wie er den Brenner angebracht hatte. Sie unternahmen ihre ersten Versuche vor Publikum im Jesuiten-Saal und erkannten sofort, dass sich mit den Ballonen Geld verdienen ließ. Im Februar 1784 ließen sie in Augsburg einen Ballon starten, der sogar extra in den Stadtfarben (weiß, rot und grün) gehalten worden war. Die Menge Schaulustiger durfte natürlich kräftig spenden und konnte anschließend auch ein Bild des Ballons käuflich erwerben. Der Ballon, der natürlich noch keinen Menschen tragen konnte, hob sich im Fronhof. Der Augsburger Holzwart Jacob Bayer verfolgte seine Reise und brachte ihn unbeschadet zurück.
Madame Bittorf und die erste bemannte Heißluftfahrt
Am 5. Juni 1811 wurde Madame Bittorf die Ehre zuteil, der erste Mensch in Augsburg zu sein, der mittels Heißluft abheben konnte.
Zunächst hatte es „Mechanikus“ Sebastian Bittorf im Mai versucht, doch die Papierhülle bekam einen Riss. So schickte er den Ballon unbemannt in die Luft, um seine Zuschauer nicht zu enttäuschen.
Der Ballon war aus blau-weißem Papier gefertigt und ungefähr 18 Meter hoch und 14 Meter breit.
Madame Bittorf, die übrigens nicht mit Bittorf verheiratet war, sondern eigentlich Katharina Ullmann hieß, hatte Sebastian überredet, selbst in die Gondel klettern zu dürfen.
Sie ist jedoch nicht die erste Frau in der Luft gewesen. Bereits im April 1811 stieg Wilhelmine Reichard in einem Gasballon auf. Allerdings bestand Sebastian Bittorf darauf, dass ihr der Titel als erste Frau im Heißluftballon zugesprochen wird. Den Zeitungen war Bittorf wohl bekannt und sie erinnerten daran, dass die Papierballone wegen der Feuergefahr bereits in einigen Ländern verboten waren. Auch der Ballon, mit dem Madame Bittorf unterwegs war, ging nach der Landung in Flammen auf und sie hatte Glück, dass ihr nichts passierte.
Sebastian Bittorf schien diese Gefahr nichts auszumachen und er bezahlte für seinen Übermut mit dem Leben. Bei seinem 30. Aufstieg im Juli 1812 wurde die Papierhülle durch den Wind aufgerissen und der Ballon stürzte ab. Bittorf erlag seinen schweren Verletzungen.
Auguste Piccard und der Höhenweltrekord von 1931
Der Schweizer Physiker Professor Auguste Piccard wollte mit einem Gasballon in die Stratosphäre (eine Höhe von über 15 Kilometern) aufsteigen. Dafür wurde in der Ballonfabrik Riedinger in Augsburg eine 14000 Kubikmeter große Ballonhülle angefertigt. Am 27. Mai 1931 waren die Voraussetzungen für einen gelungenen Start gegeben. Nach der Teilfüllung der Ballonhülle mit 2200 Kubikmeter Wasserstoffgas konnte sich Piccard mit seinem Assistenten in eine enge Aluminiumkapsel einschließen lassen. In nur 28 Minuten stieg der Ballon auf eine Höhe von 15000 Metern. Da dort ein geringer Luftdruck herrscht, blähte sich der Ballon zu einer Kugel mit 30 Metern Durchmesser auf.
Piccard konnte mit seinen Experimenten und Messungen beginnen.
Sechs Stunden später sollte der Abstieg eingeleitet werden. Doch die Leine am Gasventil riss und Piccard verlor die Kontrolle über den Ballon.
Allerdings hatte er gut geplant und vorgesorgt, so dass er und sein Mitarbeiter eine längere Zeit in der großen Höhe überleben konnten. In der Nacht sank der Ballon automatisch ab, weil die Luft abkühlte.
Unsanft setzte er auf einem Gletscher auf. Als sie am nächsten Tag in Augsburg ankamen, wurden die Beiden von Tausenden Schaulustigen empfangen.
Auguste Piccard war mit einem Rekord von 15781 Metern tatsächlich der Vorstoß in die Stratosphäre gelungen.
Ein Jahr später stellte er einen neuen Rekord auf. Danach widmete Piccard sich der Tiefseeforschung. Er starb im Jahr 1962.